Bernadette Lang: Jesus ist der größte Romantiker


In dieser Folge spricht Rebecca Krämer mit der österreichischen Autorin Bernadette Lang über ihr Buch «Skandalöse Liebe» und ihren Weg zur Jungfrauenweihe. Wir unterhalten uns darüber, welche Bedeutung Intimität für sie hat, warum Gottes Liebe skandalös ist und wie uns Gottes Ruf dazu befähigt, auf seine größere Geschichte hinzuweisen.

Rebecca Krämer: Vor etwa eineinhalb Jahren erlebtest du im Salzburger Dom deine Jungfrauenweihe. Wenn du an diesen Tag zurückdenkst, an was erinnerst du dich noch ganz stark? Welche Momente sind dir geblieben?

Bernadette Lang: Für mich waren das vor allem zwei Momente, die mir hängen geblieben sind. Es waren sehr viele Leute da, an die tausend Leute. Der eine Moment war der, als ich durch diesen langen Gang, durch den Dom durchgeschritten bin. Ich kann mich erinnern, dass ich so eine krasse Freiheit wie noch nie in meinem Leben gespürt habe. Jeder Schritt war für mich ein frei gewählter Schritt. Der zweite Moment, der für mich auch sehr besonders war, ist, als ich mich flach auf den Boden gelegt habe. Das ist Teil der Liturgie. Ich hab gehört, wie die Leute hinter mir beten und gespürt, wie eine Welle von Gebet über mich kommt. Es war wie ein riesiger Schwall von Gebet. Ich lag auf dem Boden und merke, wie eine unglaubliche Kraft in mich hineinkommt, so, als würde ich unter Strom stehen. Ich habe angefangen, am ganzen Körper vor dieser Kraft zu zittern. Es war ein extrem starker Moment. Mein Mund hat angefangen, automatisch zu beten. Ich habe mich mit Jesus sehr tief und eng verbunden gefühlt. Es war für mich ein sehr außergewöhnlicher Moment. Ich habe gemerkt, dass etwas Überirdisches passiert, und das kommt zusammen mit meinem kleinen, irdischen Ja, Jesus vollkommen zu gehören.

Für viele war dieser Tag sicher ungewöhnlich. Manche haben von der Jungfrauenweihe noch nichts gehört. Was hast du mit diesem Tag fest gemacht?

Die Jungfrauenweihe ist relativ unbekannt. Das hat folgenden Grund: Es ist eine sehr alte Berufung. Sie gibt es schon seit fast 2000 Jahren. Seitdem die Kirche gestartet hat, sind Frauen immer wieder mit Jesus mitgezogen und haben ihm das Leben geweiht. Daraus haben sich in weiterer Folge Klöster entwickelt. Die Jungfrauenweihe ist dann in die Klöster verschwunden und erst mit dem zweiten vatikanischen Konzil vor 60-70 Jahren wieder aufgetaucht, weil die Kirche gesagt hat: Moment mal, das ist doch eine Berufung für die Welt! Insofern ist es recht unbekannt. Ich hab es auch nicht von Anfang an gewusst, dass es sowas gibt. Aber als ich davon gehört habe, habe ich gemerkt: Es packt mich! Ich hab mich fast ein bisschen entdeckt gefühlt. Die Berufung ist ein Statement: Jesus wird wiederkommen und er ist ein leidenschaftlicher Bräutigam – nicht nur für die einzelne geweihte Jungfrau, sondern schlussendlich für jeden von uns. Die ganze Kirche ist seine Braut und wir warten auf den Tag, bis er wiederkommt. Insofern ist es auch eine Form der Repräsentanz. Ich als geweihte Jungfrau darf die Kirche repräsentieren, die seine Braut ist.

Auf was verzichtest du dadurch?

Ich muss erstmal sagen, dass der Verzicht nicht im Vordergrund ist. Das ist nur ein kleiner Teil. Für mich fühlt es sich nicht wie ein Verzicht an, sondern ein Freiwerden für etwas Großes. Ich gehe durch ein Tor, dass in die Ewigkeit hineinführt. In der menschlichen Wahrnehmung hat das natürlich eine Dimension von Verzicht. Ich verzichte auf Ehe und damit auch auf sexuelle Intimität. Das ist ein großes Thema in unserer Welt, auch, weil Sexualität eng mit dem Menschsein verbunden ist. Ich weiß, dass es ein sehr großes Thema ist. Manche fragen sich: Wie kannst du überleben, ohne Sex zu haben? Die Wahrheit ist: Ich verzichte zwar auf Sexualität, aber nicht auf Intimität. Während ich das Tor der Ehe zumache, öffnet sich ein sehr viel größeres neues Tor, das das Licht der Ewigkeit hineinbringt in unsere Wirklichkeit. Deshalb lebe ich in einer Spannung von «schon und noch nicht». Ich lebe den Lebensstil des Himmels schon, aber ich lebe ihn noch nicht so, wie wir ihn im Himmel leben werden. Ehe und Sex deuten auch auf diese Vereinigung Gottes mit den Menschen. [...]

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